МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
13 Июня 2010 года

Predigt am 2. Sonntag nach dem Hochfest der heiligen Dreieinigkeit


Verwundert euch nicht, meine Brüder, wenn euch die Welt haßt. Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder. Wer den Bruder nicht liebt, der bleibt im Tode. Wer seinen Bruder haßt, der ist ein Totschläger; und ihr wisset, daß ein Totschläger hat nicht das ewige Leben bei ihm bleibend.

Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt die Liebe Gottes bei ihm? Meine Kindlein, laßt uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit. (1.Joh.3,13-18)

Перевод: Проповедь во 2-е воскресенье после Торжества пресвятой Троицы

Liebe Brüder und Schwestern!

Von der Liebe wird gerade im christlichen Umfeld sehr viel gesprochen. Am vorigen Sonntag haben wir gemeinsam auch über dieses Thema nachgedacht. Auch in unserer Umgebung, von der wir nicht unbedingt sagen können, dass sie gerade christlich ist, kommt das Wort „Liebe“ auch sehr oft vor. Wenn wir Christen von der Liebe sprechen, meinen wir damit vor allem die Liebe Gottes. Aber haben wir doch nicht manchmal den Eindruck, dass Gott von uns unendlich fern ist und dass wir in unserem Alltag wenig oder gar nichts von dieser Liebe spüren? Da ist ein liebes Familienmitglied, ein lieber Mensch und der ist todkrank und wir wissen, dass Medizin hilflos ist. Da ist ein Freund, ein lieber Kamerad, der nicht mehr von seinem Auslandeinsatz zurückkommt. Und wir fragen uns – um ihn weinend – wo ist dann diese Liebe Gottes gewesen? Ein anderer Freund, von dem wir gedacht haben, dass wir uns auf ihn verlassen können, erweist sich plötzlich als unzuverlässiger und unkameradschaftlicher Mensch, also doch kein guter Freund. Wo ist und wie zeigt sich dann die Liebe Gottes in unserem eigenen Leben? Die Antwort auf diese Frage ist manchmal sehr schwer zu finden. Wenn wir weinen, wenn wir trostlos sind, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Schmerzen, Leiden und Probleme zu bewältigen, hören wir doch Gott nicht sagen „Mein liebes Kindlein, weine nicht, ich habe dich lieb und will dich trösten, wie dich deine Mutter tröstet“! Diese Situation wäre für uns völlig ausweglos gewesen, wenn es nur nicht eine Tatsache gegeben hätte. Gott sagt uns nicht jeden Tag, wie sehr Er uns liebt. Das wäre sehr menschlich, das erwarten wir oft von den uns liebenden Menschen. Wir brauchen es, dass unser Ehepartner oder Ehepartnerin, unsere Eltern und unsere Kinder uns das möglichst oft sagen, wie sehr sie uns lieb haben – dieser Wunsch ist sehr menschlich und sehr normal. Gott sagt es uns nicht. Und unsere Situation wäre dadurch sehr traurig gewesen, wenn wir vor unseren Augen – auch hier, in diesem Gottes Haus – nicht das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus hätten. Und wir tendieren immer wieder dazu dieses Kreuz zu unterschätzen. Vor dem Eingang zum Roten Platz verkauft man alle möglichen Sachen. Da gibt es Wodka-Flaschen , Ansichtkarten, Stadtpläne, Reiseführer, Schmuck, alles Mögliche, was man so als Tourist brauchen kann. Und irgendwo zwischen diesen Schmuckstücken hängt ein kleines Kreuz unseses Herrn. Was soll uns das wundern? Der Apostel sagt uns doch „Wundert ihr euch nicht, meine Kinder, wenn die Welt euch hasst.“ (V.13) Kein Wunder, denn Gott offenbart uns seine Liebe nicht in Worten, wie wir Menschen es tun, sondern in der Tat. Wir sind unvollkommen und vergesslich und um uns in unserer Vergesslichkeit zu helfen, hängt hier vorne in unserer Kathedrale – wie auch in vielen anderen Kirchen in der Welt – dieses schöne Kruzifix. Mit dem gleichen Zweck wird auch oft das kleine Kreuzchen am Hals getragen. Sehr oft deshalb bekreuzigen sich unsere orthodoxen Brüder und Schwestern, wenn sie an ihrer Kirchen vorbeigehen. „Ich bin getauft, das Kreuz des Herrn kann die tiefe Kluft überbrücken, die durch meine Sünden entstanden ist und die mich immer noch vor Gott trennt. Im Schatten dieses Kreuzes finde ich immer Zuflucht und Ruhe, Frieden und Stille.

Und der, der an diesem Kreuz hängt, hat uns nicht mit Worten geliebt, uns keine billige Vertröstung, sondern echten Trost gespendet. Gott hat wegen unserer Schuld und Sünde seinen Eingeborenen Sohn in den Tod gegeben. Er starb den Tod, den wir alle mit unserem Tun verdient hatten. Also Gott liebt uns wirklich. Wie wäre es dann mit uns? Lieben wir einander, wie er uns dies geboten hat? (V.23) Mit den Worten – schon, denn jede Gemeindeversammlung, jeder Gottesdienst, jede Predigt beginnt mit der nun fast unabdingbar gewordenen Anrede „liebe Brüder und Schwestern“. In Deutschland gibt es einen Ausdruck, den ich ziemlich absurd finde. Man sagt dort „liebe Gemeinde“. Wie kann man eine Gemeinde lieben oder nicht lieben? Man kann doch höchstens Menschen lieben, die dieser Gemeinden angehören! Aber diese Anrede scheint mir nicht zufällig zu sein. Sie bringt etwas sehr unpersönliche zum Ausdruck. Wir wären bereit die ganze Welt, alle Menschheit zu lieben, aber dabei – niemanden persönlich. Wenn ein uns ansonsten weniger sympathischer Mensch krank wird, gehen wir dann zu ihm, beten wir mit ihm zusammen, erzählen wir ihm, was in seiner Abwesenheit in der Gemeinde geschehen ist? Wir treffen uns mit Bekannten und fragen sie oft „Na wie geht’s euch?“ Und dann gehen wir sofort weg – ohne auf die Antwort auf diese Frage bekommen zu wollen. Das ist m.E. ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass uns diese Antwort nicht so sehr interessiert. Wenn wir jemanden auf der Strasse weinen sehen – oder auch bei uns hier, in der Gemeinde – versuchen wir dann ihn danach zu fragen, was ihn so bekümmert, was der Grund seiner Tränen ist und ob wir ihm nicht irgendwie helfen könnten? Oder versuchen wir eines Menschen Leid und Kummer so schnell wie möglich abzuschieben und uns hinter einer Mauer der Unantastbarkeit des Privatbereichs zu verstecken? So etwa nach dem Motto „Mein Name ist Hase“ oder „jedes Leid ist ansteckend“? Gerade in den radikal-protestantischen Kreisen ist die Versuchung groß, zu sagen „Unsere Taten sind nichts wert, unser Glaube ist alles!“ Caritatives Handeln wird deshalb oft nicht in Ehren gehalten. Aber das ist doch absurd! Denn der Apostel sagt: „Wenn jemand Vermögen hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Gottesliebe in ihm bleiben?“ (Vers 17). Natürlich will unser Vater im Himmel, dass sein Haus voll wird. Er will alle Menschen zum Heil führen. Er will seine Liebestat nicht rückgängig machen. Die ist schon geschehen, Jesus Christus ist für uns gestorben. Aber dann ergibt sich die Frage. Wenn unsere Antwort auf diese Heilstat Gottes nur leeres Gerede ist – wo bleibt dann unser gelebter, praktizierter Glaube und wie gehen wir mit unserem Glauben um? Und was ist dann für Glaube, der ohne Folgen bleibt? Deshalb ermahnt uns der heilige Apostel immer wieder „Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (Vers 18). Eine solche echte Liebe entzünde in unseren Herzen Gott der allmächtige und barmherzige. Amen.


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