МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
08 Августа 2010 года

Predigt am 10. Sonntag nach Trinitatis


Röm.11,25-32:

Brüder! Damit ihr euch nicht auf eigene Einsicht verlasst, sollt ihr dieses Geheimnis wissen: Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Heiden in voller Zahl das Heil erlangt haben; dann wird ganz Israel gerettet werden, wie es in der Schrift heißt: Der Retter wird aus Zion kommen, / er wird alle Gottlosigkeit von Jakob entfernen. Das ist der Bund, den ich ihnen gewähre, / wenn ich ihre Sünden wegnehme. Vom Evangelium her gesehen sind sie Feinde Gottes, und das um euretwillen; von ihrer Erwählung her gesehen sind sie von Gott geliebt, und das um der Väter willen. Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt. Und wie ihr einst Gott ungehorsam wart, jetzt aber infolge ihres Ungehorsams Erbarmen gefunden habt, so sind sie infolge des Erbarmens, das ihr gefunden habt, ungehorsam geworden, damit jetzt auch sie Erbarmen finden. Gott hat alle in den Ungehorsam eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen.

Перевод: Проповедь в 10-е воскресенье после торжества Пресвятой Троицы

Brüder! Damit ihr euch nicht auf eigene Einsicht verlasst, sollt ihr dieses Geheimnis wissen.

Welches Geheimnis denn? Es ist das Geheimnis um das Verhältnis von Juden und Christen: Schon für Paulus war dieses Verhältnis spannungsvoll. Warum werden Juden nicht einfach Christen? Erkennen sie denn nicht, dass Jesus ihr verheißener Messias ist? Wir haben bei Lukas gelesen. Dominus flevit super Ierusalem. Wie haben diese Juden es überhaupt gewagt, den Heiland so zu betrüben? Und dann haben Juden geschrien: Lass ihn kreuzigen. Deshalb sind wir das wahre Gottesvolk, die christliche Gemeinde. So haben Christen in Rom damals gesagt. So dachte an seinem Lebensabend auch Martin Luther. Und so haben sie sich Juden gegenüber verhalten.

Darum musste Paulus der Gemeinde in Rom sagen: «Brüder! Damit ihr euch nicht auf eigene Einsicht verlasst, sollt ihr dieses Geheimnis wissen.»

Für die Bibel ist ein Geheimnis das, was Gott eigentlich erst am Ende der Zeiten allen offenbart. Dieses Geheimnis aber tut Paulus uns jetzt schon kund. Es ist das Geheimnis, das davor schützt, sich selbst für etwas Besseres zu halten. Es ist das Geheimnis, dass Juden ihre Beziehung zu Gott haben und Christen auf ihre Weise. Und dass man beide nicht so richtig miteinander vergleichen kann. Denn Gottes Wege sind für uns nicht immer durchschaubar.

Erst dachte man: Viele, ja vielleicht alle Juden schließen sich Christus an. Inzwischen war man ernüchtert. Da dachte doch die Gemeinde in Rom: Weil Juden Jesus nicht als den Messias bekennen, darum müssen sie von Gott verstoßen sein. Gott hätte sich von seinem Volk abgewendet. Alle Verheißungen seien auf die Christenheit übergegangen. Aber wenn dem so wäre - mit welchem Recht können wir Heiden wissen, dass Gott sich nicht auch von uns schon längst abgewendet hat?

Wir Christen meinten bis vor kurzem, dass die einzige Rettung für Juden darin besteht, dass sie sich zu Christus bekennen. Und dann schreibt uns Paulus. Damit wir uns nicht auf eigene Einsicht verlassen (bei Luther: uns nicht für klug halten).

Ja, sie bleiben nach wie vor ein Stachel in unserer Glaubensgeschichte, die Juden.

Wir haben vieles gemeinsam. Und doch trennt uns so vieles. Doch das müssen wir aushalten, dass andere anders glauben als wir. Das gelingt nicht immer. Und wie schnell wird aus Unverständnis Abneigung. Dann sagen wir: Seid doch nicht so eingebildet. Haltet euch doch nicht für etwas Besseres „damit ihr euch nicht selbst für klug haltet.“

Dass Israel verloren sei, dass Gott sich von seinem geliebten Volk abgewendet hätte, das ist sehr beschränkt gedacht. Es geht am Geheimnis Gottes vorbei.

Ja, es ist wirklich schwer zu verstehen, dass Gott diesen Weg Israels voll und ganz anerkennt und dass Israel diesen Weg geht, einen Weg ohne Jesus als Messias. Es ist aber genau so von Gott gewollt. Gott hat sich nicht von dem Volk des Alten Testaments abwendet. Im Gegenteil. Er bleibt Israel treu. Niemals kann er sich von seinem Wort abwenden. Von dem Wort, das Leben verheißt. Von dem Wort, das uns Menschen Zukunft eröffnet. Von dem Wort, aus dem wir, Juden und Christen, Kraft schöpfen. Kraft für den Alltag. Kraft in schweren, dunklen Stunden. Kraft, die Hoffnung gibt fürs Leben und fürs Sterben. Die sich auf Gottes Treue stützt. Auf sein Wort und seine Zusage.

Ganz Israel wird gerettet werden, sagt Paulus. Aber nun wird Israel nicht so gerettet, wie wir es uns vorstellen. Es wird so gerettet, wie Gott es will.

Auch das ist schwer zu begreifen. Auch das ist schwer anzunehmen. Denn auch dieser Weg Gottes läuft anders, als wir es vielleicht für klug halten. Dass Israel Jesus nicht als den Messias bekennt, das gerade ist der Wille Gottes. Denn das geschieht um unseretwillen. Es dient dem Heil von uns Heidenchristen. Das Nein zum Glauben an Jesus als dem Messias ist nicht Unglaube, sondern Treue! Weil Juden das Heil in Christus ablehnten, darum kam es zu uns. Amen.


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