МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
13 Мая 2012 года

5. Sonntag nach Ostern – Rogate (13. Mai 2012)


1.Tim.2,1-6a

1Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen,

2für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in der Gottseligkeit und Ehrbarkeit.

3Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland und Gott,

4welcher will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

5Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, 6der sich selbst als Lösegeld für alle gab.

Als Paulus seinen ersten Brief an Timotheus schrieb, war Nero Imperator in Rom, und in Judäa regierte immer noch die Dynastie Herodes. Weder der eine noch der andere brachten der Kirche irgend etwas anders als Leiden. Verfolgung, Gefängnis, Todesurteile – das war es, was die Christen von ihrer Regierung bekamen. Und wenn der oberste Herrscher so eindeutig seine Einstellung zeigt, was kann man von den Beamten der mittleren und unteren Ränge erwarten. Um ihr Leben, ihre Reputation, das Wohlgefallen der Oberen zu erhalten, werden die Armen immer deren gehorsame Diener sein. Der Apostel konnte nichts Gutes erwarten, weder vom Imperator, noch vom König, noch von irgendwelchen Beamten. Trotzdem bittet Paulus, für sie zu beten. Angesichts der Realitäten seines Dienstes sieht das ziemlich paradox aus. Nichtsdestotrotz haben die Gläubigen für diese Leute gebetet, ungeachtet ihrer bösen Taten. Die Frage ist nur, wie.

In der Zeit, die auf die Reformen Konstantins folgte und die den Namen „Sinfonie“ trug, obwohl man sie besser „Babylonische Gefangenschaft der Kirche“ genannt hätte, wurden auf die Häupter der Imperatoren und Könige alle möglichen Wohltaten herabgefleht, obwohl diese sogenannten christlichen Regenten nicht weniger Ungesetzliches und Verbrechen begingen als ihre heidnischen Kollegen. Auch gegenüber den Gläubigen – in erster Linie gegenüber denen, die nicht so glaubten, wie es der Oberste wollte. Unsere Glaubensgeschwister bekamen das in vollem Ausmaß am eigenen Leib zu fühlen, und zwar nicht nur dort, wo die Reformation begann, nicht nur während des Dreißigjährigen Krieges, sondern auch im Russland des 19. Jahrhunderts. Aber die Kirche betete für das Wohlergehen und die Gesundheit des Monarchen.

Nehmen Sie zum Beispiel die Agende der Lutherischen Kirche des Russischen Imperiums. Im großen Kirchengebet finden sich äußerst untertänige Gebete für den Zaren und seine Familienmitglieder, für ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen und so weiter. Wenn man diese Gebete liest, könnte man meinen, dass im Verhältnis zwischen Kirche und Staat zu jener Zeit geradezu eine Idylle herrschte. Dabei wurden mit voller Billigung des Zaren Nikolai I. in den baltischen Gubernien die Lutheraner mit Gewalt zur Orthodoxie „bekehrt“. Und Nikolai I. war noch ein Unschuldslamm im Vergleich mit Alexander III., während dessen Regierungszeit unsere Glaubensbrüder nicht nur gewaltsam zur Orthodoxie gewendet wurden, sondern auch diejenigen, die nur das geringste dagegen sagten, unbarmherzig nach Sibirien verbannt wurden. Darunter auch Pastoren. Einen Imperator gibt es in Russland schon lange nicht, aber der untertänige Geist ist geblieben. Als in der Kirche, aus der wir weggegangen wurden, eine neue Agende erstellt wurde, kamen in das große Kirchengebet Fürbitten für die Deputierten und die Regierung, und mein Kollege Spieth betete immer für den Präsidenten und den Premierminister. Was bedeutet das? Nichts anderes als das Erbe der Monarchie, in der die Kirche zu einem Staatsdepartement wurde, zum Diener der weltlichen Macht, jederzeit bereit, im Namen Gottes jegliche staatliche Initiative abzusegnen. Das trifft nicht nur auf Russland zu. Während der Nazizeit hat die Lutherische Kirche Deutschlands innig für den Führer gebetet, um Segen für ihn selbst und seine Handlungen.

Aber wenn die Kirche sich so verhält, wird sie niemals Salz der Erde und Licht der Welt sein. Sie wird zum Salz, das seine Salzigkeit verloren hat und nur noch zum Wegwerfen taugt. Wie also sollen wir uns verhalten? Der Wille Gottes, wie er in der Hl. Schrift niedergelegt ist, soll erfüllt werden, und dort wird klar vom Gebet für den Zaren und die Regierenden gesprochen. „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in der Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland und Gott, welcher will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Deshalb erhebt sich für den Christen nicht die Frage, beten oder nicht. Aber beten kann man auf verschiedene Weise.

Was ist eigentlich Gebet und Fürbitte? Das ist ein Gespräch mit Gott. Ein Gespräch mit unserem himmlichen Vater über dringende Bedürfnisse, unsere eigenen und die unserer Nächsten. Zum Beispiel sehen wir, dass unser Nächster sich verirrt, sündigt, sich vom Weg der Rettung abwendet und sich auf den Weg der Verurteilung und des Todes begibt. Aber Gott will nicht das Verderben des Sünders. Gott will seine Umkehr. Deshalb sollen wir beten, wenn wir jemanden sehen, der auf dem falschen Weg, dem Weg der Sünde ist; beten für seine Abkehr von der Finsternis der Sünde zum Licht der Wahrheit. Dieses Prinzip gilt für unser Verhältnis zu Bekannten und Freunden, aber ebenso zu jedem Menschen, auch zu den Machthabern. Gott will, dass möglichst viele Menschen gerettet werden, deshalb sollen wir für sie beten mit Blick auf ihre Taten. Je mehr Falsches sie tun, desto mehr müssen wir für ihre Umkehr beten, damit sie nicht umkommen, sondern vom Tod ins Leben gelangen. „Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland und Gott, welcher will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

Die Hl. Schrift bezeugt uns, dass Gott auf die Gebete seiner Getreuen hin erstaunliche Dinge tut, und sogar eine kleine Anzahl von Gläubigen seinen Zorn besänftigen kann. Man muss sich nur daran erinnern, dass der Herr bereit war, wegen 10 Gerechten Sodom zu schonen. Deshalb ist es nicht wichtig, von was für einem Menschen die Rede ist – Präsident, Gouverneur oder Müllmann. Wichtig ist nur eines – ist der Mensch Gott treu oder gehört er zu denen, die die Wahrheit nicht erkennen. Und wenn er zu diesen gehört, müssen wir für seine Erleuchtung beten, das ist eine unserer Aufgaben im Dienst Christi. Wir sollen diejenigen lehren, die wir auf die rechte Bahn führen können, und beten für die, die wir nicht lehren können, damit sich jemand finde, der es kann.

Wer den Sünder segnet, tut Böses, denn er unterstützt das weitere Sündigen. Wer die Sünde entlarvt und für die Umkehr des Sünders betet, für seine Reue und Annahme Christi, tut Gutes, denn er bereitet den Weg für die Rettung des Irrenden aus der Finsternis und dem Schatten des Todes. Aus dem gleichen Grund hat Jesus uns aufgetragen, für unsere Feinde und die, die uns verfluchen, zu beten, denn auch sie bedürfen der Rettung. Christus hat uns berufen als seine Nachfolger in der von ihm angefangenen Sache: Rettung der Menschen. Aber der Rettung bedürfen nicht die Gerechten sondern die Sünder, die sich in der Finsternis befinden, weit weg von Christi Wahrheit.

Der Apostel schreibt: „Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gab.“ Wenn wir unseren Dienst erfüllen, sollen wir uns ausschließlich auf Christus verlassen. Das ist eindeutig, denn nur Christus ist durch seinen Opfertod in der Lage, dem Sünder Vergebung zu schenken und ihn aus der Gewalt des Todes zu befreien. Stellt sich nur noch die Frage, warum viele Christen, die ja wissen, was auf Golgatha geschah, Unterstützung nicht bei Christus suchen, sondern bei Menschen, und zwar nicht so sehr bei lebenden sondern bei Toten, die sie Heilige nennen. Das ist umso merkwürdiger, als der Prozess der Kanonisierung nicht von Gott geführt wird sondern von Menschen, und die Begründung oftmals sehr zweifelhaft ist. Natürlich kann man logischerweise sagen, wenn ich Unterstützung bei den Lebenden suchen kann, warum nicht auch bei den Entschlafenen, besonders wenn man bedenkt, dass bei Gott alle lebendig sind. Die Hl. Schrift jedoch enthält keinerlei Hinweise darauf, dass wir uns an die Toten wenden können; von der Hinwendung zu Christus aber spricht sie klar und eindeutig. Deshalb sollen wir diese Frage nicht nach menschlicher Logik entscheiden, sondern nach dem Wort Gottes. Durch den Mund des Apostels Paulus wird uns gesagt, dass wir uns nur an Christus wenden sollen.

Und kann man sich überhaupt an jemanden anderen wenden? Schließlich hat nur Christus die Sünden der Welt auf sich genommen, nur Er hat für uns das Versöhnungsopfer gebracht. Und Er ist bei uns, wenn wir uns in Seinem Namen versammeln. Deshalb wenden wir uns um Hilfe und Halt an Christus, damit Er uns im Glauben stärke und uns die nötige Kraft gebe zum Dienst der Rettung und zum Gebet für die irrenden Sünder, darunter auch für die Machthaber. Amen.


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