МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
15 Августа 2010 года

Predigt am 11. Sonntag nach Trinitatis


Eph.2,1-10: Ihr wart tot infolge eurer Verfehlungen und Sünden. Ihr wart einst darin gefangen, wie es der Art dieser Welt entspricht, unter der Herrschaft jenes Geistes, der im Bereich der Lüfte regiert und jetzt noch in den Ungehorsamen wirksam ist. Zu ihnen gehörten auch wir alle einmal, als wir noch von den Begierden unseres Fleisches beherrscht wurden. Wir folgten dem, was das Fleisch und der böse Sinn uns eingaben, und waren von Natur aus Kinder des Zorns wie die anderen. Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet. Er hat uns mit Christus auf erweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben. Dadurch, daß er in Christus Jesus gütig an uns handelte, wollte er den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zeigen. Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft - Gott hat es geschenkt -, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann.  Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im voraus bereitet hat.

Перевод: Проповедь в 11-е воскресенье после Троицы

Liebe Brüder und Schwestern!

eigentlich müsste dieser Predigttext uns allen den Atem verschlagen! Vielleicht hat er das auch! Oder sind wir schon so abgestumpft, dass wir gar nicht mehr entdecken, welcher Zündstoff in den Worten steckt, » tot infolge eurer Verfehlungen und Sünden. Ihr wart einst darin gefangen, wie es der Art dieser Welt entspricht«?

Was heißt hier »früher«? Leben wir denn nicht alle »nach der Art dieser Welt« - die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger deutlich?

Gewiss, wir sind keine Gangster und Finanzbetrüger -vielleicht auch deshalb nicht, weil wir nicht über die entsprechenden Finanzmittel verfügen, die wir illegal in der Schweiz oder Liechtenstein anlegen könnten. Aber auch wenn wir ganz biedere Kleinbürger sind, die sich mit Recht über solche Machenschaften erregen, leben wir deshalb schon weniger »nach der Art dieser Welt« - vielleicht nur im kleineren Maßstab?

Sind wir nicht auch auf unseren Vorteil bedacht, wo wir ihn erhaschen können? Beteiligen wir uns nicht auch an der Verbreitung abfälliger Urteile über andere, auch wenn sie zutreffend sind? Muss man denn alles sagen, was man weiß, wenn es zum Nachteil anderer gereicht? Legen wir unsere Worte auf die Goldwaage? Plappern wir nicht oft genug darauf los, ohne zu überlegen, ob wir damit die Gefühle anderer verletzen könnten? Dann kommt das oft hilflose: »So habe ich das gar nicht gemeint«. Gemeint oder nicht gemeint: es hat gewirkt, sogar verletzt. Unbewusstes Handeln und unabsichtliches Fehlverhalten entlässt uns nicht aus der Verantwortung und spricht uns nicht frei von Schuld.

Ist ein Verstoß gegen das Gebot „Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen“ tatsächlich genau so schlimm wie etwa ein Mord oder Diebstahl?

Indem wir solche Gedanken anstellen und Entschuldigungen - oder besser gesagt: Ausreden - vorbringen, zeigen wir, dass wir noch ganz und gar im Denken »nach der Art dieser Welt« verwurzelt sind. So machen es alle. Wir auch?

Vielleicht fiel es der Missionsgeneration im ersten Jahrhundert noch leichter zu sagen:

»Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht«.

Der Unterschied zwischen einst und jetzt war für sie deutlich: sie glaubten nicht mehr an allerlei Dämonen und Geister. Sie vertrauten nicht mehr auf allerlei Zauber und sonstige Praktiken. Aber sie waren damit nicht allen Versuchungen enthoben.

Aus den Anweisungen, dife der Apostel im 5. Kapitel des Epheserbriefs gibt, ist zu erkennen, dass da immer noch Gefahren lauerten: da ist von Lüge und Zorn, Diebstahl und dummen Schwätzereien die Rede. Versuchungen noch und noch - genau wie bei uns. Also auch bei ihnen hat die Taufe nicht eine Verwandlung in dem Sinne bewirkt, dass sie jetzt nicht mehr sündigen könnten.

Aber was ist dann neu an ihrer neuen Existenz? Worin unterscheidet sich das Leben, zu dem sie »mit Christus lebendig gemacht« wurden?

Wenn wir den ganzen Abschnitt genau lesen, werden wir feststellen:

Das Neue ist die Hoffnung, unter der jetzt ihr Leben verläuft. Sie sind in ihrem Denken jetzt nach vorne ausgerichtet:

Gott » hat uns mit Christus auf erweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben. 7 Dadurch, daß er in Christus Jesus gütig an uns handelte, wollte er den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zeigen. «

Es geht also um die Ausrichtung auf das, was »in den kommenden Zeiten« zu erwarten ist. Und dies ist wohl der Hauptunterschied zum Denken »nach der Art dieser Welt«: das alte Denken ist nach hinten ausgerichtet, will festhalten. »Was man hat, das hat man«, ist eine beliebte Redensart. Gewiss, man will noch mehr, aber nicht etwas grundsätzlich anderes, sondern mehr von dem, was man schon hat. Dafür setzen wir alles dran, oder wir resignieren und geben auf.

Vielleicht wird uns jetzt auch deutlich, warum hier gleich zweimal betont wird, «Aus Gnade seid ihr gerettet» und zusätzlich noch unterstrichen »aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft«. Die Begründung »damit sich nicht jemand rühme«, ist nur die eine Seite; die Kehrseite ist aber genauso wahr und wichtig: damit niemand verzage. Sich rühmen und verzagen sind gewissermaßen Zwillinge. Beide blicken auf den Menschen und sein Tun, und zwar in einer Weise, die schädlich ist. Entweder werden damit andere heruntergesetzt oder man setzt sich selbst herunter.

Aber wir müssen nicht auf uns blicken, weder auf unsere Verdienste, noch auf unser Versagen. Wir blicken auf Gottes Werk in Christus: Gott »hat uns mit Christus auf erweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben. 7 Dadurch, daß er in Christus Jesus gütig an uns handelte, wollte er den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zeigen» Dafür wollen wir Gott danken. Amen.


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