МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
29 Августа 2010 года

Predigt am 13. Sonntag nach Trinitatis


1.Joh.4,7-12:

7 Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. 8 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. 9 Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, daß Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.10 Nicht darin besteht die Liebe, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. 11 Liebe Brüder, wenn Gott uns so geüebt hat, müssen auch wir einander lieben.12 Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.

Перевод: 13-е воскресенье после Троицы

Liebe Brüder und Schwestern,

Die ganze Literatur hat nur zwei Themen: die Liebe und den Tod. 15 Mal kommt der Wortstamm »Liebe« allein in diesen wenigen Versen vor, die wir eben gehört haben. Wir alle sehnen uns danach, geliebt zu werden. Und wir ahnen: Unser Leben hat nur Sinn und Tiefgang, wenn es uns gelingt, selber zu lieben.

Liebe ist für uns Menschen lebensnotwendig. Das demonstriert ein Experiment, das im Mittelalter unter Kaiser Friedrich II. stattgefunden haben soll. Er wollte herausfinden, welche Sprache die Ursprache der Menschheit ist. Und so veranlasste er, dass sieben neugeborene Säuglinge nicht von ihren Müttern, sondern von Ammen ernährt wurden. Aber sie durften mit den Kindern kein Wort sprechen. Und sie durften ihnen keinerlei Zuwendung zukommen lassen. Das Ergebnis dieser Versuchsreihe fiel völlig anders aus als erwartet: Alle Kinder starben innerhalb von drei Monaten, obwohl es ihnen an nichts gefehlt hatte - außer an Liebe.

Ohne Liebe ist kein Leben. Kinder, denen es an Liebe fehlt, sind oft verhaltensauffällig. Menschen, deren Sehnsucht nach Liebe unerfüllt bleibt, werden oft bitter und hart. Wenn Liebe scheitert, leiden wir bis innen hinein.

Und Johannes sagt uns: Ihr seid geliebt! Als »Geliebte« redet er die Leser seines Briefes an. Noch bevor wir Gott hätten lieben können, hat Gott uns seine Liebe geschenkt. Sichtbar wird dies in Jesus Christus. In Jesus ist Gott für uns Mensch geworden - aus Liebe. Mit Jesus hat Gott sich uns selbst geschenkt. Aus Liebe hat Jesus sein Leben für uns gegeben. Damit hat er uns nicht weniger als das Leben geschenkt -versöhntes, erfülltes Leben im Hier und Jetzt und ewiges Leben nach dem Tod. Die Liebe und das Leben - diese beiden großen Themen von Johannes –kommen zusammen. Bibellesen ist eine spannende Sache!

Als geliebte und von Gott angenommene Menschen sollen wir nun aber auch selber zu Liebenden werden. Gott zu lieben, aber seinen Nächsten nicht zu lieben, das geht für Johannes gar nicht. Für Johannes ist die Liebe ein Kennzeichen christlicher Existenz. Dass Christen Liebe leben sollen, das wissen auch diejenigen, die sonst nur noch wenig vom christlichen Glauben wissen. Und mit Recht messen sie die Glaubwürdigkeit von uns Christen daran, ob in unserem Leben und in unseren Gemeinden etwas von der Liebe spürbar ist.

Wo wir auf Gottes Liebe recht antworten, da lieben wir auf eine Weise, die nicht nur den eigenen Vorteil und nicht nur das eigene Geliebtwerden sucht. In einem Gebet, das dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben wurde, heißt es: »Herr, lass mich trachten, ... nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.«

Was aber kann uns zu solch selbstloser Liebe motivieren, liebe Brüder und Schwestern?

Sowohl in der Lutherübersetzung als auch in der russischen Bibel heißt es: „…hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.“. Aber was ist mit diesem »sollen« gemeint? Ist das der erhobene moralische Zeigefinger, der uns hier begegnet? Oder ist es ein gut gemeinter Appell, der aber vielleicht letztlich doch ins Leere läuft? Oder meint Johannes eine Verpflichtung? Sind wir durch Gottes Liebe also zur Liebe verpflichtet?

Ich glaube aber nicht, dass solch ein »Verpflichtet-Sein« für den Verfasser unseres Predigttextes die Motivation zur Liebe ist. Wir sind von Gott so reich mit Liebe beschenkt, da macht es uns nicht arm, etwas davon weiter zu geben. Gottes großzügige Liebe motiviert uns zur Liebe.

Die Liebe ist von Gott, schreibt Johannes. Wer liebt, kennt Gott. Wer liebt, der ist von Gott geboren. Ja, mit der Liebe ist es wie bei der Geburt eines Kindes. Ein Neugeborenes hat sich ja auch nicht selber geschaffen. Es verdankt sich zwei anderen Menschen - und im Idealfall deren Liebe. So kommt auch unsere menschliche Liebe von der Liebe Gottes her. Sie ist sozusagen ein Kind von Gottes Liebe. Wer wirklich begriffen hat, dass er von Gott geliebt ist, in den fließt der Strom von Gottes Liebe. Den treibt Gottes Liebe zur Liebe an. Der ist befreit zur Liebe.

Ihr seid geliebt! Für Johannes steht diese Zusage ganz am Anfang. Dieser Zuspruch muss aller Aufforderung zur Liebe vorausgehen. Wir machen einen großen Fehler, wenn wir Menschen auffordern zu lieben, ohne ihnen gesagt zu haben, dass sie geliebt sind.

Liebe Brüder und Schwestern, Gottes Liebe ist die Quelle jeder anderen Liebe. Vor unserer Kathedrale gib es sog. Kinder-Blumenbeet, auf dem die Sonne mit ihren Strahlen dargestellt wird. Die Strahlen laufen zum Zentrum - zur Sonne - hin. Und je näher sie zur Sonne kommen, um so näher kommen sie einander. Lassen Sie uns immer wieder das Zentrum - die Liebe Gottes - suchen, damit wir auch einander immer mehr lieben lernen. Amen.


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