МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
12 Мая 2013 года

12. Mai 2013 Sonntag Exaudi (5. Sonntag nach Ostern)


Joh. 7, 37-39 An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus auf und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.

Перевод: 6 воскресенье после Пасхи – Exaudi

Im heidnischen Indien herrschte jahrhundertelang ein Kastensystem. Die Gesellschaft war durch dieses System streng reglementiert, welches vorschrieb: in welche Kaste du geboren wirst, in der bleibst du bis ans Ende deines Lebens. Du behältst den Status, den deine Ahnen hatten, und in dem deine Nachkommen sein werden, und keine Macht des Himmels und der Erde kann diesen Status ändern. Das Kastensystem war keine ausschließliche Erfindung Indiens. Wie uns die Hl. Schrift zeigt, gab es das auch im erwählten Volk Gottes, wenn auch nicht in so allumfassender Form. Besser gesagt, dort gab es nur eine Kaste, aber wie in Indien war der Zugang „von der Seite“ absolut unmöglich. Wenn du nicht dem Stamm Levi angehörtest, konntest du nicht im Tempel dienen. Wenn du nicht aus dem Geschlecht Aarons warst, konntest du nicht Priester werden. Wenn du nicht direkter Nachkomme Aarons warst, konntest du nie Hohepriester sein. Ja, es gab in Israel Propheten, die Gott aus allen Volksschichten berufen konnte, aber sogar Propheten hatten nicht das Recht in das Allerheiligste des Jerusalemer Tempels zu gehen, welches der Ort der göttlichen Gegenwart war. Nur ein einziger Mensch, der Hohepriester, durfte hineingehen, und nur ein einziger Mensch, der Hohepriester, konnte den Menschen am „Tag der Reinigung“ Gottes Gnade der Vergebung der Sünden verkündigen. Ein Mensch, der kein Nachkomme Aarons war, konnte alles Mögliche werden, sogar König. Aber Priester konnte er nicht werden. Tatsächlich war das alttestamentarische Priestertum eine richtige Kaste, deren Zugehörigkeit durch die Geburt bestimmt wurde. Also, die Zugehörigkeit zur Kaste wurde durch die Geburt bestimmt, und die Kaste selbst bestimmte deinen Status, der nicht geändert werden konnte. Daher ist die Behauptung völlig richtig, dass von Adam an alle Menschen dieser Erde derselben Kaste angehören: der Kaste der zum Tod verdammten Sünder. Und keine noch so heftigen Bemühungen konnten diese Zugehörigkeit ändern oder aufheben.

Christus hat vollbracht, was der Mensch nicht konnte. Er zerstörte die Grenzen der Kaste der Verdammten. Er gab uns die Möglichkeit unseren Status zu ändern und vom Tod zum Leben zu kommen. Er gab uns die Möglichkeit an der Ewigkeit teilzuhaben, Erben des Himmelreiches zu werden. Zusammen mit der Kaste der Verdammten wurden alle Kasten dieser Welt zerstört. Sie alle wurden zu Anachronismen, denn jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, kann zu Christus kommen, kann einer seiner Erwählten werden, kann mit Gott Frieden schließen, Rechtfertigung und Vergebung der Sünden erlangen, kann Teil der neuen Menschheit werden, in welcher es nicht Griechen und Juden gibt, in welcher es nur eine Herde und einen Hirten gibt – Christus, der Alles in Allem ist. Mehr noch. Jeder, der an Jesus glaubt, wird nicht nur sein Auserwählter, sondern auch Mittler, durch welchen Gott in dieser Welt wirkt. Jedem Gläubigen gibt Gott seinen Heiligen Geist, damit jeder Gläubige Übermittler der göttlichen Gnade wird, Verkünder der Frohen Botschaft, Brief Gottes an diese Welt. Die Möglichkeit zu Christus zu kommen, ist durch nichts begrenzt. Zu ihm kann jeder kommen, wenn er seine geistliche Not, seine Verdammnis, seine Verirrung erkennt und deshalb zur Quelle des Lebens kommen will. Christus ist gekommen, um jedem lebenden Menschen den Weg zu Gott zu eröffnen. Und genau darum hat er gesagt: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Jeder lebende Mensch hat die Möglichkeit, nicht nur die Gnade Gottes zu erlangen, sondern auch Übermittler des göttlichen Lichts zu sein.

Vor einiger Zeit wollte ich ein Konto bei der Raiffeisenbank eröffnen. Und stellen Sie sich vor, die Bank hielt mich nicht für vertrauenswürdig genug und lehnte die Eröffnung eines Kontos ab. Wie Sie sehen ist es gar nicht so einfach, in eine Massenorganisation zu kommen, wie es die Kontoinhaber einer Bank sind. Und je kleiner die Organisation, desto enger der Zugang zu dieser oder jener Gesellschaft, desto schwieriger wird es hineinzukommen. Mit jedem Schritt vergrößert sich die Zahl der Hindernisse. Je höher der Rang eines Beamten, desto schwieriger ist es zu ihm vorzudringen. Wovon zeugen diese Schwierigkeiten? Vom Versuch der Errichtung eines Kastensystems. Aber es ist doch dumm etwas aufzubauen, was vor 2000 Jahren abgeschafft wurde. Die Leute, die das versuchen, wollen sich höher stellen als Gott, der sich nicht mit künstlichen Begrenzungen umgibt, der für jeden Menschen erreichbar ist, auch für den am meisten Verachteten. Bei Gott musst du nicht um einen Termin bitten. Er hört dich immer.

Gott hat die alten Grenzen zerstört, er hat dem Menschen Freiheit geschenkt. Warum also wollen viele das nicht anerkennen und bemühen sich alte Mauern aufzurichten? Weil die Freiheit ihnen nicht gefällt. Sie wollen nicht frei sein, sie wollen Sklaven und Herren behalten, denn sogar wenn sie selbst Sklaven sind, hoffen sie doch, mit der Zeit Herren zu werden. Erinnern Sie sich, unten in der Kolpatschni-Gasse waren dauernd die Abflüsse verstopft, so dass es nach schweren Regengüssen echte Überschwemmungen gab. Leider ist bei vielen Leuten die Seele wie dieses Abflusssystem: nicht nur, dass sie es verstopft haben, sie haben auch keinerlei Wunsch es freizumachen. In der heutigen Gesellschaft gibt es viele kleine Vereinigungen, die sich abschließen, abgrenzen, und nur sehr unwillig neue Leute aufnehmen. Und je höher man sich auf der sogenannten „sozialen Leiter“ bewegt, desto größer wird diese Verschlossenheit. Merkwürdigerweise gibt es das auch in der Kirche. Denn auch innerhalb der Kirche bemüht man sich Kasten aufzubauen, die Gläubigen in Höher- und Niedrigerstehende einzuteilen, wobei die Höherstehenden überzeugt sind, dass sie eine besondere Heiligkeit besitzen, und deshalb besondere Achtung und Privilegien verdienen. Wie seinerzeit die Herren Brauer und Kruse sagten „wir sind die Kirche“, und offensichtlich meinten, dass die Gabe des Heiligen Geistes nur Personen vom Bischof aufwärts zuteil wird. Aber die Gabe des Heiligen Geistes gibt es für jeden Gläubigen. Und mit der Einheit dieser Gabe zerstört Christus alle Schranken. Du kannst Millionär sein, Deputat, Präsident – wer immer. Du kannst dir jede Menge irdischer Regalien umhängen. Aber vor Gott hast du keinerlei Vorteile, denn Gottes Geist ist ein und derselbe für alle. Die Heiligkeit wird nicht durch den Rang definiert.

Jesus spricht: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Wahrhaftig heilig, das heißt auserwählt, ist der, der wirklich zu so einem Strom geworden ist. Denn das ist die Hauptaufgabe der Christen: Übermittler von Gottes Gnade zu sein, damit durch sie die Liebe auf der Erde größer werde und der Friede Gottes zu den Menschen komme. Deswegen ist der Christ bemüht sich nicht zu verschließen, sondern im Gegenteil sich weit zu öffnen. Die Schätze des Geistes sind nicht dazu da, dass man sie versteckt, sondern dazu, dass man sie mit möglichst vielen Nächsten teilt, damit sie zur Wahrheit, zur Auferstehung und zum Leben kommen. Das ist der Wille Gottes. Damit wir ihn erfüllen können, hat Gott jedem von uns seinen Heiligen Geist geschenkt, und wir haben keinen Grund, ihn nicht zu gebrauchen, denn nichts soll die Vermehrung der Liebe und des Friedens hindern. Wir sind das neue auserwählte Volk Gottes, berufen zur Liebe und zur Einigkeit, in welchem es keine Höher- und Niedrigerstehenden gibt, denn wir alle sind Diener Gottes, Diener Christi, der spricht: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Amen.


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